Sehr geehrte/r Spender/in, liebe Vereinsmitglieder!
Seit unserem letzten Newsletter ist viel passiert und so manches ist eingetreten, womit niemand gerechnet hat. Kannten wir das Tragen einer Gesichtsmaske bisher nur aus Kathmandu, ist es nun zu einem Stück Normalität für uns in Europa geworden. COVID-19 machte auch vor Nepal nicht Halt und hat auch dort zu tiefen Einschnitten in den Alltag der Nepalesen geführt.
Re:Help Projektkoordinator Pancha Rai berichtet uns regelmässig über die Auswirkungen von COVID-19 in seinem Heimatland und auf unser Vereinsprojekt „Bau der Mädchenunterkunft in Rapcha“.
Um die Ausbreitung des Corona Virus einzudämmen, wurde am 23.03.2020 eine Ausgangssperre über das gesamte Land verhängt. Seit dem 24.03.2020 ist der internationale Flughafen gesperrt, es durften nur noch Rückholflüge für Ausländer abgefertigt werden. Der Lockdown wurde mehrmals verlängert und soll bis mindestens zum 14. Juni 2020 andauern. Derzeit (Stand WHO vom 01.06.2020) gibt es 1572 Personen, bei denen COVID-19 nachgewiesen wurde. Da aber nur sehr wenige Menschen getestet werden, liegt die Dunkelziffer der Infizierten wohl weitaus höher. Es gibt momentan nur ein einziges Labor in Kathmandu, welches die Tests auswerten kann. Im gesamten Land gibt es ca. 440 Intensivbetten. Die Maßnahmen der Regierung legte das gesamte öffentliche Leben lahm. Einzig allein die Shops mit Lebensmittel haben in den frühen Morgenstunden von 5 Uhr bis 8 Uhr geöffnet. Die Versorgung mit Essen ist derzeit noch ausreichend, je länger der Lockdown jedoch andauern wird, umso höher werden die Preise für Dinge des täglichen Bedarfs steigen. Das größte Problem ist, dass sehr viele Bewohner Kathmandus kein Geld mehr haben. Die meisten Menschen in Nepal haben 100% ihres Einkommens verloren und es gibt keinerlei Unterstützung von der nepalesischen Regierung. Daher versuchen viele Nepalis in ihre Heimatdörfer zu ihren Familien zurück zu kehren. Die Versorgung mit Lebensmitteln ist in den ländlichen Regionen oftmals sehr viel besser als in der Stadt. Jedoch stehen alle öffentlichen Verkehrsmittel still und die Armee und Polizei führt strenge Kontrollen zur Einhaltung der Ausgangssperre durch. Man muss eine Reisegenehmigung der Regierung vorlegen aus der hervorgeht, dass man einen wichtigen Grund für die Reise hat – etwa bei schweren Krankheitsfällen in der Familie oder bei Sterbefällen. Wer ohne eine solche Genehmigung erwischt wird, läuft Gefahr, ins Gefängnis zu kommen. Trotzdem ist es für viele Nepalesen, die wegen der Jobs nach Kathmandu gekommen waren, der einzige Ausweg um zu überleben. Viele Menschen machen sich deshalb zu Fuss auf den Weg in die abgelegensten Regionen des Landes und nehmen dafür tagelange Wanderungen in Kauf.
Seit dem Inkrafttreten der Ausgangssperre musste auch der Bau der Mädchenunterkunft einstweilig stillgelegt werden. Um einen Fortgang der Bauarbeiten sicherzustellen, reiste Pancha am 24. April nach Rapcha. Auf dem Weg dorthin sprach er bei der Bezirksregierung in Salleri vor, um eine Genehmigung zur Weiterführung der Bauarbeiten der Mädchenunterkunft zu beantragen. Diese wurde erteilt und seit dem 25. April herrscht auf der Baustelle wieder emsiges Treiben und es geht dort zügig voran. Auch in Hinblick auf die Regenzeit beeilen sich die Handwerker, um das Dach so schnell wie möglich auf das Gebäude zu setzen. Diese Nachrichten aus Rapcha sind äußerst erfreulich, denn es hat eine positive Signalwirkung an die Dorfbewohner. Damit zeigt Re:Help, dass wir trotz der Krise an unseren Projekten festhalten und den Menschen dort – auch wenn uns tausende Kilometer trennen – Zuversicht geben möchten. Nach der Erdbebenkatastrophe 2015, welche das Land nicht nur finanziell sondern auch emotional in eine tiefe Krise stürzte, hatten wir auch weiter an die Kraft und den Optimismus der Dorfbevölkerung geglaubt. Eines ist gewiss: Wenn jemand Krisen meistern kann, dann die nepalesische Bevölkerung.
In Rapcha gab es bisher noch keinen Corona-Fall. Das liegt aber daran, dass in der Region noch kein einziger Test durchgeführt wurde. Die medizinische Versorgung im Dorf und der gesamten Region ist desaströs und im Hinblick auf eine eventuelle Ausbreitung von COVID-19 äusserst besorgniserregend. Im Dorf gibt es keinen Arzt. Allgemein gesehen geht es den Dorfbewohnern gut. Sie gehen ihrem Tagwerk nach, verrichten die Arbeit auf ihren Feldern, versorgen ihre Tiere. Die Corona Krise hat nicht wirklich eine Veränderung in ihren Tagesablauf gebracht. Sie tun das, was sie immer tun und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.
Ob wir die für kommenden Herbst geplante Projektreise durchführen können, steht noch in den Sternen. Falls es dieses Jahr doch nicht klappen sollte, dann hoffentlich spätestens 2021.
Liebe Spender/in, liebe Vereinsmitglieder! Aufgrund Ihrer großartigen finanziellen Unterstützung ist es uns möglich, dort Hilfe zu leisten, wo sie benötigt wird. Wir danken Ihnen für Ihr Vertrauen in unsere Arbeit! Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut durch diese turbulenten Zeiten!
Mit herzlichen Grüßen, Ihr Re:Help Team