Gestern erhielten wir einen Anruf von unserem Projektkoordinator Pancha Rai. Auch er ist an die strengen Regeln der Ausgangssperre gebunden und sitzt seit Wochen mit seiner Familie in seinem Haus in Kathmandu. Wie die nepalesische Regierung bekannt gab, wurde die Ausgangssperre bis mindestens zum 27. April verlängert.
Um die Ausbreitung des Corona Virus einzudämmen, wurde am 23.03.2020 eine Augangssperre über das gesamte Land verhängt. Seit dem 24.03.2020 ist der internationale Flughafen gesperrt, es dürfen nur noch Rückholflüge für Ausländer abgefertigt werden. Derzeit (Stand 19.04.2020) gibt es 30 Personen, bei denen Covid-19 nachgewiesen wurde. Da aber nur sehr wenige Menschen getestet werden, liegt die Dunkelziffer der Infizierten wohl weitaus höher. Es gibt momentan nur ein einziges Labor in Kathmandu, das die Tests auswerten kann. Pancha erzählte, dass das gesamte öffentliche Leben lahm gelegt wurde. Einzig allein die Shops mit Lebensmittel hätten in den frühen Morgenstunden von 5 Uhr bis 8 Uhr geöffnet. Die Versorgung mit Essen sei -noch- ok. Es gab allerdings vor zwei Tagen einen schweren Hagelsturm südwestlich der Hauptstadt. In der betroffenen Region liegt eines der grössten Anbaugebiete Nepals und die Weizen- und Maisfelder, Obst- und Gemüseplantagen wurden durch den Hagel komplett zerstört. Das könnte die zukünftige Versorgung für die Hauptstadt äusserst schwierig machen und die Preise weiter in die Höhe treiben.
Das größte Problem ist, dass sehr viele Bewohner Kathmandus kein Geld mehr haben. Die meisten Menschen in Nepal haben 100% ihres Einkommens verloren und es gibt keinerlei Unterstützung von der nepalesischen Regierung. Daher versuchen viele Nepalis in ihre Heimatdörfer zu ihren Familien zurück zu kehren. Die Versorgung mit Lebensmitteln ist in den ländlichen Regionen oftmals sehr viel besser als in der Stadt. Jedoch stehen alle öffentlichen Verkehrsmittel still und die Armee und Polizei führt strenge Kontrollen zur Einhaltung der Ausgangssperre durch. Man muss eine Reisegenehmigung der Regierung vorzeigen aus der hervorgeht, dass man einen wichtigen Grund für die Reise hat – etwa bei schweren Krankheitsfällen in der Familie oder Sterbefällen. Laut Himalayan Times (HT) werden derzeit täglich ca. 500 Anträge gestellt und nur etwa 50 davon genehmigt. Wer ohne eine solche Genehmigung erwischt wird, läuft Gefahr, im Gefängnis zu landen. Trotzdem ist es für viele Nepalesen, die wegen der Jobs nach Kathmandu gekommen waren, der einzige Ausweg um zu überleben. Und so machen sich die Menschen zu Fuss auf den Weg in die abgelegensten Regionen des Landes.
Pancha berichtete, dass die Bezirksregierung eine Fortführung der Bauarbeiten der Mädchenunterkunft genehmigt hat unter der Auflage, dass maximal nur sieben Arbeiter zeitgleich auf der Baustelle sein dürfen. Das ist erfreulich aber uns ist es wichtiger, dass die Menschen im Dorf gesund bleiben. Die medizinische Versorgung in Rapcha und der gesamten Region ist desaströs und im Hinblick auf eine eventuelle Ausbreitung von COVID 19 äusserst besorgniserregend. Wir hoffen das Beste!